top of page
Rokblok_Zeichenfläche_1.png

FROM HOLLAND WITH ❤️

Warum der Rokblok mit »k« geschrieben wird.


Bouldern und Krabbenfischen geht nur in den Niederlanden Hand in Hand.

Drei Mal darfst Du raten, wer die erste Kletternation war, zu der ich wirklich einen Draht fand?

Drei, zwei, eins: Die Holländer! Wie bitte? Ausgerechnet dieses Land, so flach wie Pannenkoeken (= Pfannkuchen), fern jeglicher Erhebung als Dockingstation für einen Sportkletter-Wannabee? Ich schwöre es bei meinem selbstgeschraubten Gurt: So war es und nicht anders!


Es gibt viele Gründe, warum Klettern in den Niederlanden toll ist.

Das putzmuntere und gezellige Volk der Niederländer (Holland ist ja eigentlich nur eine Art Bundesland) war nämlich schon immer sehr gut darin, nicht über fehlende Landschafts-Features zu jammern, sondern tatkräftig und mit Esprit künstliche Welten zu erschaffen. So konnte man bei Frau Antje schon sehr früh in der Halle auf Skier die Hänge runterknallen und eben auch schon weit vor den Typen, die den Holländern alle Fahrräder im zweiten Weltkrieg gestohlen haben (eine der meist erzählten Anekdoten über Deutsche, die ich dort hörte), an selbstgezimmerten Wänden klettern!


Nimwegen. Acht Routen für den ganzen langen Winter. Geil!

Mein Freund Bodo (mittlerweile bekannter als der »bouldernde Biologe Bodo Borm aus Bonn« – alles wahr) und ich hatten das Glück in relativer Nähe zu einer holländischen Unistadt zu wohnen: Nijmegen (gesprochen »Neimeechen«). Und da das Glück selten allein kommt, gab es dort bereits in den Achtzigern einen Outdoorladen, wobei dieser im Stile einer Alpenhütte gestylt war und auf den wunderbaren Namen »Spac-Sport« hörte. Da waren wir Spacken definitiv gleich am richtigen Ort!

Auf dem Parkplatz waren ein paar ineinander geschobene Kanalrohre vertikal aufgestellt und mit ein paar frühen Kunstgriffen besetzt worden. Da fühlten wir uns schon fast wie im Paradies. Es wurde aber, Glücksnummer drei, noch paradiesischer, denn am Freitagabend durfte man sich in einer nahen Turnhalle an einer richtigen Kletterwand an acht Routen mit Seil austoben. Das ganze kostete nur wenige Gulden, hatte aber einen entscheidenden Haken: Nur die ersten 15 Menschen, die sich dort einfanden und eine Liste eintrugen, durften überhaupt Hand anlegen. Weil es eben total winzig wahr. Ehrlich gesagt hätte ich jeden verstanden, der uns Pupsis wieder nach Hause geschickt hätte.


Nimwegen 1990. Obligatorische Gentic-Tights. Obligatorischer Troll Master-Gurt.

Wir fühlten uns wie im gelobten Land: "Richtige" Griffe und "richtige" Seile! Und auch wenn wir den ganzen Winter lang immer die gleichen acht Touren kletterten, kam nie Langeweile auf, denn ich fand es viel zu aufregend unter "richtigen" Kletterern zu sein.

Und immer noch, dreißig Jahre später, spüre ich ein warmes Gefühl im Herz, wenn ich daran zurückdenke, wie selbstverständlich mein Buddy Bodo und ich dort als Enkel der Fahrraddiebe (und natürlich unendlich viel schlimmerem) aufgenommen wurden. Und zum ersten Mal spürte ich dort die transformierende Kraft des Kletterns, die mich mit tollen Menschen auf aller Welt verbinden kann. Beyond color, beyond creed – we are the United Nations of Climbers!

Damals konnte man ja noch nicht einfach so über die EU-Grenzen brettern, sondern wurde ordentlich nach allen Regeln der Kunst kontrolliert. Nicht nur einer der Grenzbeamten fühlte sich offenbar auf den Arm genommen, wenn wir ihm auf unserer Rückreise um elf Uhr abends erklärten gerade vom Klettern aus Holland zurück zu kommen. Und nicht nur einmal hatte es dann eine kleinliche Inspektion unseres Gepäcks zur Folge. Und nicht nur einmal dachte mancher Grenzer einen richtig fetten Fang gemacht zu haben, wenn er auf das Magnesia stieß, was aus dem Beutel rieselte ...


Lange vor Boulderwelt und E4: Künstliche Outdoor-Paradiese bei Frau Antje.

So wie sich irgendwann die Grenzen öffneten, so entwickelte sich auch schon sehr früh das Hallenklettern in Holland weiter. Eindhoven hieß die Stadt, in der ich zum ersten Mal eine gescheite Kletterhalle, das Neoliet, besuchte. Und selbst nach heutigen Standards war das eine richtig gute Halle: Verschiedene Neigungswinkel, regelmäßig umgeschraubte Touren, Tageslicht, Fußbodenheizung, ein abgeschirmtes Bistro und vor allem jede Menge Gezelligheid (gesprochen »Chesellicheid«). Und das Anfang der Neunziger, als in vielen anderen Ländern höchstens triste Trainingsbunker errichtet wurden. Respect my dutch friends!


Gezelligheid3000 in Amsterdam beim Après Climb.

Der Holländer an sich stellt die Gezelligheid übrigens gerne über andere Dinge wie Trainingspensum oder bewältigte Schwierigkeitsgrade. Und es ist eigentlich undenkbar nach der Klettersession gleich aus der Halle zu rennen. Wie wär's zum Beispiel noch mit einer kleinen Bootsfahrt durch nächtliche Grachten?


Viel besser geht's nicht, oder? Klimmuur Central in Amsterdam.

Das Vergnügen hatte ich einmal in Amsterdam, als uns zwei Bootsmänner direkt am Steg der Klimhal Central einluden mit ihnen noch gemütlich durch einen lauen Sommerabend zu tuckern. Ich war schon in vielen Ländern in vielen Kletterhallen, aber derart geschmeidig, wie die Holländer Klettern in ihr urbanes Leben integrieren, hab ich das noch nirgendwo erleben dürfen.


Après Climb Bootsfahrt durch die Grachten Amsterdams.

Vielleicht liegt das auch daran, dass durch die fernen echten Felsen der Todesernst des wahren Bergsports ferngehalten wird. Fun ist halt the core! Wie auch beim BAZ, dem genialen Event des »Boulderen an Zee«! Direkt am Nordseestrand bauten die Organisatoren Blöcke auf, ließen Stars wie Ben Moon und Gerhard Hörhager Boulder schrauben und luden zu einem Boulderevent, der sämtliche üblichen Spaßwettkämpfe mal ganz alt aussehen ließ.


Ein weiteres Beispiel dafür, dass Boulderer durchweg kreative Menschen sind: Boulderen an Zee.

Du siehst: Ich bin ein Fan dieses kleinen Völkchens und die Tatsache, dass viele holländische Freundschaften immer noch bestehen, beweist, dass unsere Freunde damals nicht nur aus Höflichkeit und Gezelligheid nett waren. Jeder, der sich für die Geschichte des Indoor-Kletterns interessiert, sollte sich dorthin aufmachen, denn dort wurden die Innovationen geboren. Und weil dort auch so vieles in meinem persönlichen Klettern einen zeer goed Aanvang nahm, heißt dieser Blog Blok mit »k«. Denn Blok bedeutet ganz schlicht: Felsblock.

Dank je wel!


Early adopting the boulderboom. Monk, Eindhoven.








Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Comments


bottom of page